Vega 2016

Vega – Eine Insel mit zwei Bergen und absolute Lieblingsdestination unseres Teammitgliedes Christian. Von Oslo mit dem Auto und einem Zwischenstopp kann man Vega recht entspannt erreichen. Seit 2004 ist Vega UNESCO – Weltkulturerbe. Die Insel hat eine Fläche von 163 qkm und ca. 1200 Einwohner. Im Hauptort Gladstad gibt es neben 2 Supermärkten und einer Tankstelle  auch eine Bank sowie ein Sportgeschäft mit einer guten Auswahl an Angeltackle.

Neben dem Meeresangeln kann man ebenfalls in den Seen oder kleinen Bächen sein Glück versuchen. Sogar das Brandungsgeschirr haben wir schon erfolgreich eingesetzt. Im Frühjahr lassen sich zudem gut Meerforellen in den kleinen und größeren Straumen fangen.

Für uns ist es allerdings auch immer wichtig – neben dem Angeln – Möglichkeiten zu haben Natur und Menschen kennenzulernen. So gibt es ausgeschilderte Wanderwege und auch die beiden Berge (aufs Gullsvågfjellet oder den Trollvasstind) kann man sich erarbeiten. Den Trip aufs Gullsvågfjellet (der mit dem Funkturm) können wir echt empfehlen. Bei klarer Sicht hat man einen super Ausblick auf die Insel und die Schären.

Gardsøya Rorbuer

Die Anlage Gardsøya Rorbuer liegt im Norden der Insel und besteht aus 6 Rorbuer sowie einem Filetier und Servicehaus. Direkt am Wasser gelegen und mit eigenem Bootsteg.

Boote

Die Bootsflotte der Anlage mit den 17 Fuß / 50 PS Alubooten sowie den kleineren Kunststoffbooten (17 Fuß / 30 PS).

Angelgebiete

Die Insel fest im Blick. In den Schären (ca. 10 Bootsminuten von der Anlage) kann man auch bei stärkerem Wind einigermaßen geschützt Angeln. Hier lassen sich in erster Linie Dorsche und Butts fangen.

Wie es immer so ist, der letzte Angeltag sollte ein entspannter auf dem Wasser sein. Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. So erlebt von uns, dem Seafront Fishing – Team (Andreas, Christian und Hudson), am Mittwoch den 21.09.2016. Aber fange ich erst mal von vorne an…

Es war – wie gesagt – unser letzter Angeltag, Christian wollte nicht mehr mit uns herausfahren, da er schon genug geangelt hatte und so machten Andreas und ich uns alleine auf den Weg. Offshore sollte es gehen, was die Windverhältnisse an diesem Tag auch zuließen. So fuhren wir etwas südlich an der Insel Søla vorbei aufs offene Meer, suchten uns ein 50 Meter Plateau und fingen an zu fischen. Gummifische mit Gewichten bis 500g kamen zum Einsatz, was auch gleich Erfolg brachte. Schöne Dorsche bis 8kg waren erste Ausbeute. Andreas fischte mit der Crazy-Daisy etwas tiefer und überlistete einige Lumbs.

Plötzlich kreischte meine Bremse auf. „Heilbutt“ hallte es übers Meer und tatsächlich konnte ich wenig später aber nach großartigem Kampf einen Heilbutt von 8,5kg erbeuten.

Die nächste Drift war bei mir dann von etwas Übelkeit geprägt, da Fischversorgung und Fotosession bei aufkommenden Wind doch ihre Spuren hinterließen. Wir beschlossen daher, weiter unter Land zu fahren, an eine Stelle vom Vortag: Die Meerenge zwischen den Inseln Søla und Vega.

Ich setzte das Boot wieder auf eine 50 Meter Kante und entschied mich für einen Bergmann Pilker und Gummi-Mak als Köder, da am Vortag auf Überbeißer doch einiges ging. Nach ein paar Minuten folgte der erste Zappler, der sich als unwiderstehlich für einen Giganten erweisen sollte.

Es war genau 14:40 Uhr, als ich einen kräftigen Ruck in der Rute verspürte. „Hänger“ war mein erster Gedanke, was aber doch 2 Meter über Grund eher unwahrscheinlich war.

„Andreas, hol Deine Rute ein. Es könnte was Größeres sein“, war dann der zweite, laut ausgesprochene, Gedanke. Und tatsächlich unternahm der Fisch kleinere Fluchten, was kein Indiz für einen großen Heilbutt war und mich erst mal auf einen großen Dorsch schließen ließ.

Die nächste Flucht ließ dann allerdings keinen Zweifel offen, dass es sich um einen Heilbutt handeln musste, und das in einer ordentlichen Größe.

Ein Ringen um jeden Meter Schnur begann. Nach ca. einer Stunde bekamen wir den Fisch das erste Mal zu sehen. Ein Gigant, Methusalem der Meere hatte sich meinen Gummi-Mak geschnappt. Dieser saß zum Glück so im Maulwinkel, dass er ihn nicht wieder loswerden konnte.

„So, was nun ??? Was machen wir jetzt?“

Das Flying Gaff war einsatzbereit und Andreas bemühte sich nach Kräften, das Gaff vernünftig zu setzen. Nach mehreren Fehlversuchen war es dann geschafft. Der Haken saß und der Butte erwachte aus seiner Lethargie und zog mit dem Fender in 120 Meter Tiefe ab.

Hier verharrte der Fisch dann für knapp 45 Minuten, ohne auch nur die kleinste Anstalt zu machen an die Oberfläche zu wollen. Irgendwann sahen wir dann aber den Fender in 80 Meter Entfernung auftauchen.

„Andreas, fahr mich bitte vorsichtig zum Fender“. Die Anspannung stieg und nach ein paar Schwierigkeiten der Bootssteuerung gelang es, dichter an den Butt zu gelangen.

Ein zweites Flying Gaff sollte den Fisch zusätzlich ermüden. Kurzerhand wurde unser Handgaff umgebaut und im Buttmaul verankert. Und schon tauchte der Riese wieder ab, leider nur ohne zusätzliches Flying Gaff.

„Mist, das war nix“. Wir schauten uns etwas ratlos an und realisierten dann, dass eine weitere Landungshilfe jetzt auf dem Meer trieb.

Den Butt im Drill, versuchten wir nun unser Gaff wiederzubekommen, was nach einigen waghalsigen Bootsmanövern zum Glück auch gelang. Nach gut 4 Stunden hartem Kampf war der Butt dann auch endlich richtig kaputt… und ich auch!

„Mitnehmen oder Releasen, was machen wir? … Hm, Mitnehmen!“

So eine Butt und zugleich meinen ersten in dieser Größe wollte ich natürlich mitnehmen. Das Messer zum Herzstich angesetzt und der Butt war kurzerhand erledigt.

Jubel brach an Bord aus, was für ein Fisch und von uns gefangen, Wahnsinn! Doch der großen Freude folgte die ernüchternde Erkenntnis, dass zwei Mann für diesen Butt doch etwas zu wenig sind. Diesen Giganten zu zweit ins Boot zu bekommen, war ein Ding der Unmöglichkeit. Die Lösung hieß „außenbords“. Wir schnappten uns alles, was an Takelage etc. an Bord zu finden war und verzurrten den Butt am Boot. Gaff, Handgaff, Schwanzschlinge, alles kam zum Einsatz. Wir fühlten uns wie „der alte Mann und das Meer“ mit dem Fisch außenbords. Bei langsamer Fahrt und aufkommendem Seenebel mit praktisch null Sicht ging es zurück in den Hafen.

Im Hafen angekommen – es war mittlerweile stockdunkel – musste der Butt natürlich irgendwie an Land gebracht werden. Ohne Hilfe, das war uns klar, wäre das unmöglich gewesen. Zum Glück hatten wir uns im Laufe des Urlaubs mit einer Polnischen Anglertruppe angefreundet und die Jungs waren auch gleich bereit, uns zu helfen.

Mit vereinten Kräften zogen 8 gestandene Männer den Fisch über den Bootssteg und hinauf ins Filetierhaus.

Mittlerweile war Ove, der Campbesitzer, auch eingetroffen und wollte den Fisch unbedingt wiegen und vermessen. Vermessen war ja nicht die Schwierigkeit. Stolze 2,40 Meter Länge maß der Gigant. Das Wiegen allerdings stellte sich als äußerst schwierig dar. Per Flaschenzug unter den Dachbalken gab das Dach schon nach, so dass der Versuch abgebrochen werden musste. Ein Trecker mit Frontlader war leider auch nicht verfügbar. So hielten wir uns an die Faustformel „alles nach ‘nem Meter kann in KG umgerechnet werden“. Das würde bei 2,40 Meter Länger ja ein Gewicht von ca. 140kg ergeben. Doch Ove und sein Compagnon Tron, der mittlerweile auch eingetroffen war, waren überzeugt, dass der Fisch aufgrund seiner Dicke mindestens 150kg haben muss.

Ich filetierte den Butt dann anschließend zusammen mit unseren Freunden. Die Aktion dauerte bis 5.30 Uhr morgens.

Es war ein toller Tag bzw. Abend und ein unvergessliches Erlebnis.

Gefangen habe ich den Butt übrigens auf einen Bergmann Pilker 250g mit Gummi-Mak, einer Sportex Jolokia Jigging Rute 100-2000g und einer Shimano Telica 16 Multirolle.