Træna Arctic Fishing – erst seit Mitte 2017 gibt es diese einmalige Destination auf der kleinen Insel Selvær, die zur Kommune und gleichnamigen Inselgrupppe Træna gehört. Einmalig deshalb, weil man hier ein Gebiet befischen kann, welches sich über 60 km vor der norwegischen Küste befindet. Man ist praktisch direkt „Offshore“….
Die Kommune Træna besteht aus über 1000 Inseln von denen aber nur die fünf größten bewohnt sind. Nur auf zwei Inseln kann man mit dem Auto gelangen. Zwischen den Inseln selbst verkehrt eine lokale Personenfähre.
Unsere Anreise erfolgte über Kiel -> Oslo mit einer Zwischenübernachtung in Mo i Rana.
Von dort ist es nur noch ca. 1 Stunde Fahrzeit bis zum Fähranleger in Stokkvågen von wo die Autofähre nach Traena ablegt. Die Stopps der Autofähre sind auf der Hauptinsel Husøya und eben auf der nördlich davon gelegenen Insel Selvær. Vor der Abfahrt in Stokkvågen wird empfohlen sich kurz telefonisch auf der Autofähre zu melden und zu informieren das man nach Selvær möchte, die Insel wird nämlich nicht standartmäßig angefahren. Unsere Anfahrt verlief ohne Probleme.
Auf Selvær selbst benötigt man eigentlich kein Auto, wer aber wie wir ( und wahrscheinlich die meisten Angler ) ordentlich Gepäck dabei hat kommt eben nicht Drumherum.
Die Anlage selbst macht einen sehr guten Eindruck. Zwei Apartments ( eins oben mit Balkon, das andere ebenerdig ) bieten je 6 Personen Schlafmöglichkeiten. Alles ist modern eingerichtet und es mangelt an nichts. Der Bootsanleger befindet sich direkt am Gebäude. Ein kleiner Einkaufsladen befindet sich gegenüber der Anlage.
Bei voller Belegung kann es im Schlachthaus etwas eng werden, es stehen aber auch Filitiermöglichkeiten draußen zur Verfügung.
Die Bootsflotte besteht aus Kværnø Booten von 20 – 24 Fuß und 90 – 150 PS Außenbordern.
Die gute Seele der Anlage ist Merethe, die sich ums Tanken sowie alle anderen kleinen und großen Probleme kümmert. An dieser Stelle nochmal ein großes Dankeschön für die tolle Betreuung
Die Angelei selbst war der Knaller. Bereits beim ersten kurzen Anangeln am Tag unserer Anreise konnten wir den ersten Butt verhaften. In den darauffolgenden Angeltagen konnte noch ein weiterer, kleiner Butt gelandet werden, eine richtige kapitale Tischplatte ging leider nach gut 3 Stunden Drill verloren. Aufgrund des Wetters konnten wir die von uns angepeilten Plateaus und Kanten außerhalb der Schären leider nicht gut befischen, aber selbst die Fänge in den geschützten Bereichen knapp unter Land waren hervorragend. Dorsch, Köhler, Schellfisch, Lumb & Leng sowie eine Scholle gingen an die Pilker oder Gummis. Wenn es Wind und Drift zugelassen hätten wären bestimmt auch noch große Rotbarsche dazugekommen.
Trotz des – zum Angeln – nicht immer optimalen Wetters hatten wir lediglich zwei Ausfalltage während unserer 10 Tagen vor Ort. Für solche Fälle bieten sich zahlreiche Alternativen an. Wir selbst haben die große Höhle Kirkehelleren auf der Insel Sanna besucht – Eine der Orte an denen während des überregional bekannten Træna Musikfestivals Anfang Juli Konzerte gegeben werden.
Træna Arctic Fishing
Seit 2017 können Angler in den zwei Appartments auf Selvær praktisch „direkt am Fisch“ dem schönsten Hobby der Welt fröhnen
Boote
Unser aufgetakeltes 24 Fuß Boot am Anleger
direkt am Haus
Angelgebiete
Egal ob in den Schären oder weiter draußen ( wenn der Wind es zulässt ): Fische gibt es überall satt und die Anfahrtswege sind kurz
Træna 2018
Am 16. Juni 2018 sollte es soweit sein, unser Abenteuertrip auf die Insel Træna, 2.456 km entfernt von zu Hause, nahm seinen Anfang.
Nach einem feucht fröhlichen Abend bei unserem Stammgriechen mit der gesamten Seafront Fishing Crew hieß es nun Good By Deutschland und neues Terrain erkunden.
Das Wetter war hervorragend und lud zu einer ersten Rast kurz hinter Hamburg ein. Bei Schnitzel, Frikadellen und Bier waren die Träume des Seafront Fishing Teams noch riesig, hatten wir ja alle viel über diese neue Destination gehört und gelesen.
Ob das Land der 100 Inseln halten konnte was es versprach, wussten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
Die Überfahrt mit der riesigen Autofähre der Colorline von Kiel nach Oslo war auch für mich, als Benjamin, wieder ein großes Erlebnis.
Ich war das vierte Mal dabei und fahre jedes zweite Jahr mit der Seafront mit. Die Aufgaben in unserem Team sind fest verteilt und zugeordnet.
Ich bin mit für die Verpflegung zuständig und unterstütze die Jungs wo ich kann.
Man sieht mich beim Wassereimer schleppen, im Filetierhaus,
Mischungen zubereiten für die Gesundheit der Crew, sowieso als Bootsschrubber und beim Kartoffeln schälen.
Nach Ankunft in Oslo um 10 Uhr und Freisprechung ? durch den Zoll ging es bei gutem Wetter 967 km gen Norden über die E6 und der RV 3 bis nach Mo I Rana hoch, wo wir nachts gegen 01 Uhr noch eine kurze Zwischenübernachtung im Hotel eingelegt hatten.
Gut gestärkt und ausgeschlafen ging es am nächsten Morgen nun auf die ca. eine Stunde entfernte Fähre Richtung Træna.
Zu beachten ist hier, dass man auf der Fähre Bescheid gibt, wo man aussteigen möchte. Die Unterbringung befindet sich auf der Insel Selvær.
Die Insel ist klein und niedlich. Von den 65 Menschen, die dort leben sollen, haben wir bestimmt 15 Personen kennengelernt, einschließlich der netten Vermieterin und Ihrer Tochter, die uns immer mit Rat und Tat zur Seite stand.
Die zwei Appartements der Anlage sind sehr modern eingerichtet und halten ein kleines Filetierhaus mit Kühltruhen bereit.
Unsere Wohnung war die obere Einheit, mit herrlichen Südbalkon und traumhaften Ausblick, den wir bei 9 bis 12 Grad mit Wind und Regen eher seltener genutzt haben.
Die Boote sind in drei Größen wählbar, wobei wir uns in der größeren Variante besser und sicherer gefühlt haben.
Wetter, Wind und Sicherheit waren überhaupt ganz große Stichworte für den Træna Trip. Aufgrund der hervorragenden Insellage hatte man kurze Wege zum Offshorebereich, aber eben auch weniger Schutz durch die Bergketten des Festlandes.
Dank der hervorragenden Navigation unseres Käpt’n Hudson konnten wir immer Stellen im Schärenbereich finden, die das Fischen zuließen und auch sehr fängig waren. Allerdings hatten wir von den 10 Tagen vor Ort auch 2 Ausfalltage, wo nichts mehr ging.
Die Hüttenvermieterin erzählte uns aber auch, dass die Gruppe vor uns kaum rausfahren konnte und die Abfahrt verschieben musste, da die Fähre wegen Sturms nicht fuhr. Insofern hatten wir gefühlt wohl eher durchschnittliches Angelwetter auf Træna.
Aber nicht nur die kurzen Anfahrtswege zu den Hotspots der Insel waren außergewöhnlich, sondern auch die Vielfalt der Fische, die wir gefangen haben.
So konnte unser Kombüsenstar Andy gleich bei der ersten Ausfahrt einen 20 kg Heilbutt landen und wir hatten an diesem fast einzigen windstillen und regenfreien Abend alle rutenvoll zu tun mit Dorschen um die 8 bis 10 Kilo, aber auch gute Seelachse und sogar Schellfische waren dabei.
Das Revier hielt alles, was man sich wünschen kann, für uns bereit: Sandige Stellen um den Schielaugen nachzustellen, sowie top Kanten zum Offshorebereich.
Wenn wir raus konnten, haben wir meistens gut gefangen.
Wir hatten sogar die große Chance auf einen richtig fetten um die 100 Kilo schweren Heilbutt. Nach einer langen Drift und guten Dorschen im Schlepptau meldete unser Bootsmann und Navigator Christian: “ Buttalarm“.
Die Crew stellte sofort die Angelei ein, um unseren Buttkönig mit allen Kräften zu unterstützen.
Über 3 Stunden kurbelte Christian das Tier rauf und runter, mehrmals durften wir es an der Bordkante sehen. Am Ende mussten wir doch feststellen, dass auch mal der Fisch gewinnen kann, nämlich dann wenn in einem kleinem Moment der Unachtsamkeit ein Megabutt mit samt dem Gummifisch die Tiefe sucht. Da waren wir traurig, aber auch dies gehört zum Norwegen Abenteuer dazu.
Wir haben insgesamt viel mit Gummifischen zwischen 250 bis 400 Gramm geangelt oder mit einfachen Pilkern gearbeitet.
Das Überbeisserfischen fiel diesmal nahezu aus, da wir die Schwärme an Futterfisch in tieferen Stellen aufgrund der Wetterbedingungen nicht immer erreichen konnten. Gefangen haben wir dennoch überdurchschnittlich gut.
An einem der sturmreicheren Tage haben wir mit der kleinen Passagierfähre einen Ausflug zur Insel Sanna unternommen, wo wir eine Höhle besucht haben in der schon unsere Vorfahren ihre Zelte aufgeschlagen hatten.
In Gedenken an unsere steinzeitlichen Urgroßväter des Angelns haben wir unseren Seafront Hit „ Golden ist der Bückling „ in historischer Kulisse zum Besten gegeben.
Die Fähre hält auch auf der Hauptinsel Husoya, die schon eine ganze Ecke größer ist als Selvær und auf der man bei der Rücktour auch einen längeren Aufenthalt hat. Hier findet auch das Træna Festival statt.
Die Vorbereitungen zu diesem Event konnten wir in Augenschein nehmen, gefühlt wird es in dieser Zeit mächtig abgehen im Naturparadies am Polarkreis.
Beide Inseln sind sehenswert und es lässt sich prima die Zeit vertreiben, wenn man mal nicht raus auf’s Meer kann.
Aber auch auf dem kleinen Eiland Selvær kann man Entdeckungen machen. Zum Beispiel gibt es eine öffentliche Grillhütte, die zwar nur fussläufig erreichbar ist, aber eine gigantische Aussicht bietet.
Andi und ich haben des Öfteren bei unserem Gang über die Insel nach Kombüsenschluss den kleinen Kaufmannsladen heimgesucht und die tollen Aussichten auf der Insel genossen. Auch eine alte Fischfabrik, an der sich das Spinnfischen gelohnt hätte, entdeckten wir.
Aber wie es bei jedem schönem Urlaub ist: Irgendwann heißt es Einpacken und die Rückreise antreten.
Die Rückfahrt nach Oslo mit Zwischenaufenthalt auf der Hauptinsel Træna verlief mit zwei Übernachtungen.
Wie auf dem Hinweg haben wir in Mo I Rana einen Zwischenstopp eingelegt und sind an diesem Abend einmal norwegisch Essen gegangen.
Sicherlich ist etwas teurer als bei uns, aber Walfleisch und spezielle Fischsuppen sind schon eine tolle Abwechslung zum typischen deutschen Wurst- und Schnitzelalltag.
An dieser Stelle wollen wir aber auch erwähnen, dass unser Küchenchef Andi mit Smutje Björn alles gegeben hat, um den hohen kulinarischen Ansprüchen von Hudson und Christian gerecht zu werden.
So gab es neben verschiedenen Heilbuttvarianten und Schellfisch in Senfsoße auch gebratene Dorschbäckchen, die übrigens eine Spezialität der Norweger sind.
Die zweite Übernachtung haben wir im Scandic Hotel in Elverum eingelegt, bevor es gut ausgeruht am darauffolgenden Morgen gegen Mittag wieder auf die Fähre nach Kiel ging.
Hier haben wir dann unseren Træna Trip bei einem besonderen Essen und super Ausblick auf die Ostsee ausklingen lassen.
Unser Fazit:
Træna ist ein tolles Revier. Wer unberührte Natur und Einsamkeit sucht, ist hier richtig, sollte aber seefest sein und eine längere Anreise in Kauf nehmen. Wir haben gut gefangen und eine tolle Zeit gehabt.
Træna sieht uns wieder.
Euer Seafront Fishing Team
Andi, Christian, Hudson und Björn