Mikkelvik 2017

 

Die Anlage Mikkelvik Brygge liegt knapp 1 ½ Stunden Autofahrt nördlich von Tromsø. Katja und Oliver haben sich hier im Mai 2016 Ihren Traum erfüllt und die Anlage eröffnet. Aufgrund der Unwägbarkeiten die ein solches Projekt mit sich bringt war die Anlage bei unserem Besuch noch nicht im finalen Zustand. Dies machen die beiden aber durch Ihren Einsatz wieder wett, wir hatten auf jeden Fall eine tolle Zeit im hohen Norden.

Da für uns der Weg immer auch ein wenig das Ziel ist stand für uns die Anfahrt mit dem Auto fest. Entspannter und deutlich schneller ist natürlich der Flug. Diese Art der Anreise samt Flughafentransfer hat bei den anderen Gästen – soweit wir das mitbekommen haben – reibungslos funktioniert.

Wer sich tatsächlich mit dem Auto auf die knapp 1800 km von Oslo aus auf den Weg macht sollte ruhig die Strecke über die E6 wählen. Die ist landschaftlich ansprechender und abwechslungsreicher als die etwas schnellere Variante über Schweden. Einen Zwischenstopp haben wir für eine Übernachtung in Mo i Rana eingelegt.

Die Angelei selbst verlief dann etwas anders als erwartet. Aufgrund des langen Winters und der noch niedrigen Wassertemperaturen waren die Futterfische noch nicht in die Fjorde gezogen. So mussten wir die Offshore Fangplätze anfahren was trotz spritsparender Fahrweise unsere Bootsbenzinkasse arg in Mitleidenschaft gezogen hat. Wind und Dünung waren hier natürlich auch etwas stärker so dass hier täglich hart erkämpfte Fische angesagt waren. Neben den Dorschen in guten Größen konnten wir Lumb und vereinzelte Seelachse erwischen. Ein kleiner sowie ein im Drill verlorener Riese waren unsere einzigen richtigen Heilbuttkontakte. Allerdings wurden während unseres Aufenthaltes einige der Tischplatten von anderen Gruppen gefangen.

Abseits des Angels ist auf jeden Fall ein Besuch in Tromsø zu empfehlen. Wir haben uns für eine Besichtigung samt Verkostung der Mack Brauerei entschieden. Wer auf dem Weg dorthin einen kleinen Umweg einlegt kann in Kvaløysletta beim Feinkost Eide Handel vorbeischauen, hier gibt es unter anderem besten geräucherten Lachs in den unterschiedlichsten Varianten.

Mikkelvik Brygge

Die Anlage Mikkelvik Brygge wurde erst im Mai 2016 erföffnet. Wunderschön auf der Insel Ringvassøya gelegen waren bei unserem Besuch im Juni 2017 noch einige Restarbeiten zu erledigen

Boote

Wir fischten auf einem 24ft Kaasbøll mit Hardtop und 150 PS Außenborder.

Es stehen aber auch Boote mit Kabine zur Verfügung

Angelgebiete

Durch den fehlenden Futterfisch war in den Innenfjorden nicht soviel zu machen. Wir mussten die langen Wege zu den Offshore Plätzen in Kauf nehmen. Hier wurde überwiegend Dorsch gefangen.

Der 70. Geburtstag

Aufgrund ihrer Angelleidenschaft und ihrer gemeinsamen Liebe zu Norwegen fanden sich vor einigen Jahren Torsten, Christian und Andreas zum Seafront-Fishing-Team zusammen. Erweitert wurde diese sympathische Truppe durch Markus und Björn, die immer mal wieder an den Touren nach Norwegen teilnahmen.

2017 wurde ich 70 Jahre alt. Torsten, mein Schwiegersohn, organisierte mit meiner Frau für mich DIE Überraschung.

Ich erhielt die Möglichkeit, mit dem harten Kern des Seafront-Fishing-Teams 14 Tage nach Norwegen zu fahren.

Aufgrund meiner ‚großen‘ Erfahrung als Hochseeangler sah ich überhaupt keine Probleme. Ich war ja schließlich schon viele Jahre von Fehmarn aus auf Dorschfang gefahren.

Hatte dort große Dorsche gefangen, die teilweise sogar 1 – 2 kg wogen. Also was sollte mir groß geschehen?

Torsten zeigte mir vor dem Urlaub jede Menge Angelfilme aus Norwegen unterrichtete mich in Knoten- und Pilkerkunde. Die Filme kannte ich nach einiger Zeit schon fast auswendig. Aber, man will ja richtig vorbereitet sein.

Dann war endlich das Wochenende der Abreise da. Am Freitagabend trafen wir uns zur letzten Besprechung in einem griechischen Restaurant. Markus und Björn waren auch anwesend. Nach einiger Zeit und etlichen Ouzo beherrschten fast alle auch eine gemeinsame Fremdsprache – sie nennt sich Latein, Anglerlatein. Es war eine schöne Einstimmung auf den Urlaub.

Am nächsten Morgen ging es zeitgerecht mit dem vollgepackten Mercedes Sprinter und einem Anhänger in Richtung Kiel.

14.00 Uhr war dort Abfahrt mit einer Fähre der ‚Color-Line‘ nach Oslo.

Für mich war das Neuland. Es war sehr beeindruckend, dieses riesige Schiff mit seinen vielen Restaurants, kleinen Kneipen, Einkaufsmöglichkeiten und einem kleinen Theater. Auf der Rückfahrt kauften wir natürlich etwas für unsere Ehefrauen. Andreas wollte etwas für den Hals seiner Frau kaufen. Als er meinen erstaunten Blick sah, ergänzte er: „Nein, nein, keinen Schmuck, ich habe eher an ein Stück Seife gedacht!“

Am nächsten Morgen ging es dann von Oslo aus in Richtung Norden. Meine drei Begleiter hatten mir zu Liebe eine Strecke durch Norwegen gewählt. Die Strecke durch Schweden wäre zwar kürzer gewesen, aber landschaftlich nicht so interessant.

Sie bemühten sich sehr für mich. Bei lohnenden, interessanten Sehenswürdigkeiten wurde immer ein Stopp eingelegt. Und es gab viel zu sehen. Beispielhaft will ich hier nur den riesigen 10,1 Meter hohen, größten Elch der Welt, bei Østerdalen und der Gedenkstein am Polarkreis beim Polarsirkelcenter 80 km nördlich von Mo i Rana nennen.

Beindruckend ist die gewaltige Natur in Norwegen. Wilde Gebirgsbäche, die sich neben der Straße zu breiten Flüssen veränderten, unzählbare kleine und große Wasserfälle. Karge Berglandschaften, die sich an dichte Wälder anschlossen. Schnee- und gletscherbedeckte Berge.

Ich bin noch jetzt beeindruckt. Mir war gar nicht bewusst, wie groß und lang Norwegen ist.

Zwei Tage waren wir, mit einer Zwischenübernachtung in Mo i Rana, auf der sehr kurvenreichen einspurigen E 6 unterwegs. Wir passierten dabei Trondheim, Narvik und Tromsǿ und fuhren an etlichen Fjorden und Seen vorbei. Von Tromsǿ waren es dann noch 80 km bis Mikkelvik Brygge, wo wir gegen 23.00 Uhr ankamen. Die Sonne schien immer noch. Fast 2000 km lagen hinter uns.

Mikkelvik Brygge, eine neuangelegte Wohnanlage mit tollen Ferienwohnungen für jeweils 4 Personen. Das Gelände sah leider wie eine riesige Baustelle aus. Es waren noch einige Restarbeiten erforderlich. So war z. B. das Schlachthaus in keinem ansprechenden Zustand. Am nächsten Morgen ging es dann nach einer Bootseinweisung bei auflaufendem Wasser das erste Mal hinaus zum Fischen.

Wir waren sehr erwartungsvoll, hatten uns doch andere Angler von guten Fangergebnissen berichtet.

Leider schlug das Wetter um. Wir hatten starken Wind. Wir konnten nicht auf‘s offene Meer hinausfahren, da unser schlankes Boot sehr wellenempfindlich war. Trotzdem hatten wir auch so in Landnähe gute Fangergebnisse, es wurde eine Vielzahl von ‚Küchendorschen‘ gefangen. Ich war schon zu dieser Zeit sehr begeistert.

Nach einigen Tagen konnten wir es dann wagen, Fischgründe im offenen Meer aufzusuchen. Die Ergebnisse waren entsprechend. Plötzlich hatten wir Dorsche, die zwischen 15 und 19 kg wogen.

Andreas hätte beinahe den Fang seines Lebens gehabt. Nachdem Torsten im vergangenen Jahr einen riesigen Butt gefangen hatte, war jetzt wohl Andreas an der Reihe. Über eine Stunde kämpften er und später auch Torsten, um den Butt zu landen. Anhand der farbigen Schnur war zu erkennen, dass er demnächst an der Wasseroberfläche auftauchen musste. Leider war alles vergebens, die Schnur hielt der Belastung nicht stand.

Auf der Rückfahrt zum Hafen kam dann die von Christian mitgenommene Drohne zum Einsatz. Sie war mit einer Kamera für Luftaufnahmen ausgerüstet. Sie verschwand auch sofort am Himmel. Auf Torsten‘s Frage, wie sie denn zurückkommen würde, meinte Christian, dass das kein Problem wäre. Sie würde immer an den Ort zurückkehren, wo sie gestartet sei. Plötzlich wurde ihm aber bewusst, dass wir uns auf einem fahrenden Boot befanden. Nachdem die Drohne wieder zu sehen war und Torsten das Boot an den richtigen Ort gesteuert hatte, konnte sie Christian mit einem kleinen eleganten Hüpfer einfangen.

Ich könnte noch von vielen kleinen und größeren Erlebnissen und Begebenheiten berichteten, dann würde mein Bericht aber zu lang werden.

Es herrschte immer eine ausgelassene fröhliche Stimmung, das war Super.

Auf jeden Fall muss ich aber noch die sehr gute Versorgung durch Andreas und seine außergewöhnlichen Kochkünste loben.

Nicht nur, dass er zum Filetieren im Schlachtraum immer mit einem leckeren Caipirinha erschien. Sein Reich war auch die Küche. So gab es die leckersten Menüs mit Fleisch oder frischem Fisch und Gemüse. Sogar gebratene Dorschzungen und -bäckchen servierte er uns.

Die 14 Tage vergingen wie im Fluge.

Auf der Rückfahrt mit der Fähre kam es dann abends noch zu einem high-light: Im sehr noblen Restaurant im Heck des Schiffes saßen wir direkt an der großen Glasfront, speisten sehr lecker und genossen dabei einen tollen Sonnenuntergang.

Ja, mir bleibt es nur, meinen drei Begleitern ganz herzlich für Alles zu danken. Sie haben dafür gesorgt, dass mein Geschenk zum 70. Geburtstag solch ein riesiges unvergessliches Erlebnis wurde.

 

Azubi Dorschhorst